Geschichte des Bergwerks
„Graf Wittekind“
Die Geschichte des Steinkohlenbergbaus am Syberg in Dortmund-Syburg lässt sich über 400 Jahre zurückverfolgen und in drei große Betriebsphasen unterteilen. Am Westhang des Syberges hatte sich der Schleifmühlenbach über lange Zeit in das Gebirge gegraben und dadurch an mehreren Stellen das Magerkohlenflöz Sengsbank freigelegt. Bereits 1582 existierte urkundlich nachweisbar der Abbau von Steinkohle aus dem Flöz Sengsbank im Bereich des heutigen Besucherbergwerks in sogenannten Pingen. Hierzu legte man dort, wo das Flöz bis an die Erdoberfläche reichte, kleine flache Gruben an, in denen man die Kohle quasi im Tagebau abbaute. Eine Abbaumethode, mit der zunächst nur kleine Mengen an Kohle gefördert werden konnten. Der Abbau im sogenannten „Beckerschen Feld“ erfolgte in der ersten Betriebsphase zunächst bis mindestens 1663.
Mit Übergang zum Stollenbergbau war man schließlich in der Lage, das Flöz an mehreren Stellen auf größerer Fläche in Abbau zu nehmen. Im Bereich des heutigen Besucherbergwerks lag das Flöz Sengsbank mit einer Mächtigkeit (= Stärke/Höhe) von 50-60 cm und einer Neigung von 25-30° im Hang (siehe Skizze). Durch Stollen, die man von den Talhängen aus in den Berg trieb, erreichte man das Flöz und fuhr darin Abbaustrecken auf. Diese Strecken wurden wiederum durch Auf- und Abhauen (=kleine, schräge Verbindungsschächte zwischen den einzelnen Abbaustrecken, die in der Neigung des Flözes angelegt wurden) mit einander verbunden und die dazwischen liegende Kohle abgebaut. Auf diese Weise war es möglich, das Flöz systematisch und großflächig abzubauen.
In der zweiten Betriebsphase wurde 1740 das Bergwerk „Schleifmühle“ in Betrieb genommen, das sich u.a. im Bereich des alten Abbaus im Beckerschen Feld befand. Das Flöz war durch mehrere Stollen erschlossen worden. Die Förderung lag 1755 bei 164 t/Jahr, die mit einer Belegschaft von 6 Mann abgebaut wurde. Die Kohle fand vorwiegend in Schmieden und Kalköfen im Raum Hagen Verwendung. 1801 endete der Abbau durch das Bergwerk „Schleifmühle“ und der Betrieb wurde eingestellt.
Erst 1858 gab es an gleicher Stelle wieder Bestrebungen Kohle abzubauen, jedoch dauerte es aufgrund von Streitigkeiten über die Abbaurechte noch weitere 10 Jahre, bis durch das neue Bergwerk „Graf Wittekind“ wieder Steinkohle am Syberg gefördert wurde. Für diesen sogenannten Nachlesebergbau, bei dem stehengebliebene Flözbereiche im oberen Bereich des Hanges abgebaut wurden, nutzte man teilweise alte Stollen und Grubenbaue des Vorgängerbetriebes „Schleifmühle“ und ergänzte diese durch weitere Stollen auf der südlichen Talseite. Noch vor 1900 kam der Betrieb jedoch aus wirtschaftlichen Gründen zum Erliegen und wurde endgültig stillgelegt.
Während des zweiten Weltkrieges dienten Teile der Grubenbaue den Syburger Bürgern als Schutzräume während der Luftangriffe und auch nach dem Krieg blieben die Stollen bis in die 1970er-Jahre teilweise offen, bevor die Mundlöcher (= Zugänge der Stollen) zugeschüttet wurden.