Zeche Gottessegen
Das Bergwerk Gottessegen überlebte alle Zechen im Dortmunder Süden und wurde als letzte erst 1963 geschlossen. Der Bergbau ging bei Löttringhausen wie an anderen Stellen des Ruhrgebiets nach begrenztem Abgraben der zu Tage tretenden Kohlenflöze von den Geländeeinschnitten der Bäche aus. Hier wurden Stollen längs in den Flözverlauf oder quer durch überlagernde Gesteinsschichten zu den Flözen hin vorgetrieben. Bis 1821 verlieh die Bergbehörde Längenfelder, die auf eine bestimmte Erstreckung jeweils nur auf einem Flözflügel bis zum Muldentiefsten für den Abbau zu nutzen waren. Danach wurden Geviertfelder mit mehreren Flözen vergeben, die bis zum Tiefsten ausgebeutet werden durften. Zu den frühen Verleihungen gehörten hier die Längenfelder Gottessegen und Carlsbank (beide 1743), Caspar Friedrich (1744), Benjamin (1775) und Heinrichsfeld (1784). Die Häufung der Zechen auf engem Raum ist auf die Dichte der hier steil stehenden Flöze und die Verleihung als Längenfelder zurückzuführen. Gottfried Rump und Caspar Cronenberg muteten am 3.3.1743 Gottessegen und erhielten am 9.5. des Jahres die Belehnung. Am 8.10.1744 war Carl Johann Haarkott Mitgewerke. Später kamen Johann Henrich Borggrefe und der Hagener Kaufmann Elbers hinzu.
Allen vom Oberlauf des Kirchhörder Bachs ausgehenden Stollenzechen war wenig Erfolg beschieden. Das änderte sich erst mit der Entdeckung des Kohleneisensteins (black band) 1849 „auch bei Hörde“, der in den 1854 westlich von Hörde angeblasenen Hochöfen der Hermannshütte eingesetzt werden sollte.
Wegen des begehrten Kohleneisensteins, der vor allem im Eisensteinflöz Kirchhörde (heute Wasserbank 1) zusammen mit der Kohle vorkommt, mutete der Hörder Bergwerks- und Hüttenverein (Hermannshütte) am 16.8.1850 ein Geviertfeld, das ihr 1851 unter dem Namen Argus verliehen wurde (Volksmund: Isenstein). Eine Probeschmelzung von 175t auf der Sayner Hütte bei Koblenz hatte günstige Eisengehalte ergeben. Im Folgejahr mutete die Hütte im Schwerter Wald auch die Eisenstein-Geviertfelder Josephine und Schottland.
Nachdem man anfangs den Eisenstein noch im Tagebau gewonnen hatte, begann Argus 1855 im liegendsten, geologisch ältesten und hier 75cm dicken Flöz Carlsbank (heute Neuflöz) mit dem Niederbringen des Schachtes Reinbach, benannt nach einem Beamten des Bergamtes. In einem steinernen Schachtgebäude standen eine Dampfmaschine und ein Fördergerüst aus Holz. Da das Flöz mit 84Gon nach Norden einfällt, wurden die Fördergefäße (Tonnen, Kästen oder Gestelle mit aufgesetzten Förderwagen) „tonnlägig“ auf Leitbalken geführt.
Etwa gleichzeitig mit dem Geviertfeld Argus hatte die Hütte am 18.9.1850 westlich der Hagener Straße am Kirchhörder Bach in der Rösche des Stollens der Zeche Alte Geschwister von 1777 einen neuen Stollen gemutet, um ihn zum Schacht Reinbach vorzutreiben. Der Stollen wurde Joest´scher Erbstollen genannt, da er mehrere Zechen von Wasser befreien und ihnen Wetter (Luft) zuführen sollte. Joest aus Köln (?) war etwa seit 1846 an der Hermannshütte beteiligt (siehe Abb. 2 und 4).
Nach dem Durchschlag des Stollens mit dem Schacht Reinbach 1857, teufte man diesen abschnittsweise tiefer, bis er bis 1890 eine flache (schräge) Länge von 390 m erreicht hatte. Die durch den Erbstollen aufgeschlossenen Zechen Carlsbank, Caspar Friedrich und Gottessegen durften den Schacht gegen eine Gebühr mitbenutzen. 1860 gehörte er zu den ersten Schächten im Ruhrgebiet mit Seilfahrtsgenehmigung; die Bergleute mussten nun nicht mehr die „Fahrten putzen“ (Leitern klettern).
Die Hermannshütte hatte ihre Berechtsame 1858 mit der Verleihung des Geviertfeldes Argus Beilehn und 1861 durch die Konsolidation mit den Zechen Kirchhörde (von 1851) und Union VI (Konsolidation mehrerer kleiner Zechen von 1859) vergrößert. Das vereinigte Feld erhielt wiederum den Namen Argus.
Mehrere Gründe, wie der hohe Phosphor- und der geringe Eisengehalt des Kohleneisensteins von etwa 28%, die verbesserten Bezugsmöglichkeiten auswärtiger, besserer Erze über das erweiterte Eisenbahnnetz und die allmähliche Ablösung der Puddelöfen durch das Bessemer- und Thomasverfahren ließen die Attraktivität des heimischen Erzes schrumpfen. So verkaufte die Hütte 1879 die Zeche Argus der Gewerkschaft Gottessegen, die sich auf breitere Füße gestellt hatte; denn am 8.6.1878/4.1.1879 war die Konsolidation (Vereinigung) der Felder Gottessegen, Caspar Friedrich, Carlsbank, Heinrichsfeld und Benjamin zur Gewerkschaft Gottessegen vollzogen worden. Vorsitzender wurde Ingenieur Adolf von Rappard, sein Vertreter war Direktor Eduard Kleine.
Der Förderschacht von Argus Reinbach hatte Ende 1878 einen Anschluss an die Rheinische Bahn erhalten, so dass der Absatz über den Löttringhauser Bahnhof abgewickelt werden konnte und die Fuhrwerke entfielen. Am 15.2.1882 brannte der Schacht jedoch aus, so dass die Förderung etwa ein Jahr ruhte. Der Repräsentant ordnete 1883 die Anlegung von zwei je 20.000 m3 fassenden Sammelteichen für Quellwasser des Kirchhörder Bachs kurz oberhalb von Argus an. Es sollte als Speisewasser den sechs 3-atü-Dampfkesseln für die Versorgung von Fördermaschine und Pumpen dienen, da das eisenhaltige Grubenwasser hierfür nicht taugte. Die Belegschaft nahm mit 180 Mann nahezu vollzählig am großen Bergarbeiterstreik von 1889 teil.
Der nur noch sporadisch betriebene Eisenerzabbau wurde 1890 vorerst beendet – bis dahin waren 60 804 t gefördert worden. Die wirtschaftliche Lage der Gewerkschaft Gottessegen war inzwischen so schwierig, dass eine Vereinigung mit der benachbarten Zeche Crone gesucht wurde, was jedoch fehlschlug. Nun strebte man eine weitere örtliche Konzentration an und bildete am 17.7.1891 eine vergrößerte Gewerkschaft Gottessegen. Hierzu wurden die Geviertfelder Gottessegen, Argus (= Gottessegen I), Argus Beilehn und Trau auf Gott zum Gesamtfeld Gottessegen vereinigt.
Erfolgreiche Verhandlungen des Bergbauvereins in Essen mit den Bergbaugesellschaften des Ruhrgebiets, die sämtlich miteinander konkurrierten, brachte eine wirtschaftliche Entspannung. Unter maßgeblicher Initiative von Emil Kirdorf (GBAG) und Eduard Kleine war am 16.2.1893 das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat gegründet worden. Jede Zeche erhielt für ihre Förderhöhe eine Beteiligungsziffer und einheitliche Verkaufspreise beendeten den bisherigen ruinösen Wettbewerb. Eine mögliche Stilllegung von Gottessegen war damit abgewendet geworden. So konnte die Gewerkschaft 1896 an die Gewerken erstmals Ausbeute (Gewinnanteile) verteilen.
Am 12.9.1891 hatte man westlich der Hagener Straße mit dem Abteufen des senkrechten, rechteckigen und mit Holz ausgebauten Schachtes Gottessegen 2 begonnen, der schließlich 308 m tief wurde. Er nahm 1893 die Förderung auf. Neben Schacht 2 wurde ein kleiner Luftschacht niedergebracht. Schacht Gottessegen 1 (Reinbach) blieb Pumpschacht.
So war kurz westlich der Hagener Straße eine neue Schachtanlage entstanden. Von der Dortmunder Firma Schüchtermann, Cremer & Baum wurden 1892 für die Magerkohlen eine nasse Kohlenaufbereitung (Wäsche) mit der Leistung von 60 t/h und eine Brikettfabrik mit zwei Pressen für die Schlammkohle errichtet. Beide Anlagen gingen mit Förderbeginn des Schachtes in Betrieb.
Das Oberbergamt Dortmund ließ zum 16.12.1893 die Belegschaft aller Zechen ihres Aufsichtsbereichs nach organisatorischen und sozialen Kriterien erfassen.
Von den 439 Belegschaftsmitgliedern der Zeche Gottessegen waren 17 „Beamte“ und 422 Arbeiter. Von diesen arbeiteten 300 untertage (181 Hauer und 119 Schichtlöhner) und 122 über Tage (24 als Maschinen und Heizerpersonal, 18 als Handwerker, 22 in der Brikettfabrik und 58 an übrigen Arbeitsplätzen). Ihr Durchschnittsalter lag bei nur etwa 30 Jahren: 14-20 Jahre = 157 Mann, 21-30 Jahre = 112, 31-40 Jahre = 85, 41-50 Jahre = 60, 51-62 Jahre = 25 Mann.
84 Belegschaftsmitglieder waren Hauseigentümer, die übrigen waren ihre Söhne und fremde wohnten bei ihnen als Kostgänger oder anderenorts als Mieter. Eine Kolonie oder Ledigenheim gab es nicht. Die Belegschaftsangehörigen besaßen 154 Ziegen, 117 Schweine und 78 Rinder, einige betrieben als Kötter zur Lohnaufbesserung eine kleine Landwirtschaft. Die Wohnortverteilung zeigt die oft bis zu fünfzehn Kilometer weiten Fußwege zur Zeche und zurück: 156 wohnten in Kirchhörde, 102 in Ende, 76 in Lücklemberg, 41 in Wellinghofen, 37 in Syburg, sieben in Holzen, fünf in Wichlinghofen, vier in Herdecke, vier in Westhofen und sieben verstreut. 399 waren evangelisch, 37 katholisch und drei anderer Konfession. 103 hatten bei Militär gedient und nur einer war Analphabet. Kein Arbeiter war fremdsprachig – Gottessegen war ein richtiger „Familienpütt“.
Am 25.5.1894 wurde Schacht Reinbach mit den Tagesanlagen durch einen erneuten Brand völlig zerstört. Er wurde daraufhin verfüllt. Durch Ausfall des bisherigen Pumpschachts war man gezwungen, das Südfeld abzumauern. Ersatz für den aufgegebenen Kohlenvorrat wurde in benachbarten Grubenfeldern gefunden: im Norden 1896/1899 mit den kleinen Zechen Venus, Frischauf sowie Rosina I und II und 1903 im Westen mit den stillgelegten Längenfeldern von Wiendahlsnebenbank, Glücksanfang I-III und Güldene Sonne.
Die Erschließung der neuen Felder begann 1900 durch Teufen eines Gesenkes neben Schacht 2 von der 3. zur 4. Sohle, um im Norden Unterwerksbergbau (Abbau unter der tiefsten, mit einem Schacht verbundenen, hier der 3. Sohle) zu beginnen. Obwohl 1902 wegen Absatzmangels an 35 Tagen nicht gearbeitet werden konnte, begann man 1904 von der 2. und 3. Sohle aus auch mit der Erschließung der neu erworbenen Flöze im Westen. 1908 wurde von der 4. Sohle aus über ein weiteres Gesenk die 5. Sohle aufgeschlossen. Alle Kohlen und Berge mussten in den Blindschächten zur 3. Sohle gehoben werden, von wo sie zum Schacht 2 gelangten.
1913 wurde mit einer Belegschaft von 779 Mann eine Fördermenge von 203.568t zu Tage gebracht. Im folgenden Ersten Weltkrieg – in dem 52 Belegschaftsmitglieder fielen – ging die Förderung stark zurück – die Zeche war inzwischen veraltet und reparaturbedürftig geworden Nach dem Ersten Weltkrieg waren die wirtschaftlichen Aussichten schlecht. Die Eigentümer verkauften die Gewerkschaft Gottessegen daher an die Westfälische Bergbau- und Kohlenverwertungsgesellschaft AG in Hörde, welche am 20.10.1921 gegründet worden war und in Wellinghofen die Zeche Admiral betrieb. Diese Gesellschaft ging ein Jahr später an die Elisabeth-Hütte in Brandenburg/Havel über. Nachdem beide Zechen während der Ruhrbesetzung den Betrieb nahezu eingestellt hatten, wurde Admiral an die Rheinischen Stahlwerke verkauft, die die Zeche am 15.7.1925 stilllegten. Die Beteiligungsziffer am Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat von 500.000t ging an Zechen der Rheinischen Stahlwerke.
Auch Gottessegen hätte dasselbe Schicksal ereilen können. Nun trat jedoch die Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen AG (VEW) auf den Plan. Sie benötigte Kesselkohlen für ihre Kraftwerke Kruckel und Dortmund und erwarb die Zeche im Dezember 1925, wodurch die Beteiligungsziffer von 240.000t erhalten blieb. Gottessegen erlebte nun einen wirksamen Investitionsschub: 1927 Sümpfung des Südfeldes, Erneuerung der Kohlenwäsche und des Zechenkraftwerks, Modernisierung des Untertagebetriebs und 1929 Teufbeginn eines rund ausgemauerten Schachtes nahe der Hagener Straße. Er nahm 1930 als Schacht Gottessegen 2 die Förderung auf. Der bisherige Schacht Gottessegen 2 wurde in Gottessegen 1 umbenannt. Die Gewerkschaft Gottessegen wurde Aktiengesellschaft. Bereits 1932 erreichte man mit 968 Mann die höchste Jahresförderung von 326.441t der gesamten Zechenbetriebszeit.
In der „Denkschrift über die Entwicklung der Gewerkschaft Gottessegen in Dortmund-Löttringhausen 1878-1940“ wird der Zustand des Tagesbetriebs wie folgt beschrieben: Der Förderschacht Gottessegen 2 besaß eine Koepeförderung (Seil wir durch Reibung auf der Treibscheibe mitgenommen) mit einer Verbunddampfmaschine von 1.500PS (Hochdruck- und Niederdruckzylinder) der Prinz-Rudolf-Hütte, Dülmen. Auf beide Förderkörbe passten auf vier Etagen je acht 900-l-Förderwagen.
Schacht 1 war mit einer Trommelförderung (Seil wird aufgewickelt) und einer Verbunddampf-Fördermaschine von 600 PS der Mülheimer Friedrich-Wilhelms-Hütte von 1893 ausgerüstet. Er wurde Luftausziehschacht mit einem 3.000 m3/min- Elektrolüfter und übernahm Aufgaben der Seilfahrt, des Materialtransports und der Wasserhaltung. Der Zufluss von Oberflächenwasser betrug 4-5,5 m3/min, die von vier 6-m3/min-Elektropumpen von der 3. Sohle zu Tage gehoben wurden. Elektro-Zubringerpumpen drückten das Wasser aus dem Unterwerksbau zur 3. Sohle hoch.
Die Kapazität der Aufbereitung wurde 1928 von der Dortmunder Firma Schüchtermann-Cremer & Baum von 60 auf 120t/h erhöht. Die Brikettfabrik stellte 3-kg-Briketts und ab 1928/1933 mit neuen Pressen auch Eierbriketts her. Sie wurde am 1.10.1938 stillgelegt, weil die gesamte verfügbare Förderung in Kraftwerke der VEW ging. Eine Eierbrikettpresse wurde an das Sinterwerk der Reichswerke Salzgitter veräußert.
Den Dampf für zwei Fördermaschinen, zwei Turbogeneratoren (je 1MW) und drei kleinere Kompressoren wurde 1940 von fünf Kesseln aus minderwertigen Kohlen erzeugt. Die Belegschaft betrug 1.137 Personen: 879 Arbeiter und 25 Angestellte unter Tage und 200 Arbeiter und 33 Angestellte über Tage.
Im Rahmen des Geviertfeldes Gottessegen wurden 1937 das Feld Josua (am Olpkebach), von den Rheinischen Stahlwerken 1938 das östlich angrenzende Geviertfeld Trennstück Admiral und 1939 die bisher nicht abgebauten Längenfelder Hermann und Zufall erworben.
Die Autarkiebestrebungen des „Dritten Reiches“ erzwangen 1934 die Wiederaufnahme der Kohleneisensteinförderung. Sie wurde dann 1936 wegen hoher Lagerbestände von 18.000t gestundet (unterbrochen). Der Erzabbau musste jedoch noch bis 1941 weiterbetrieben werden. Dann was Schluss; die Hütten bevorzugten höherprozentige, phosphorärmere Erze. Von 1934-1941 waren 531.641t gefördert worden, wovon 6/7 an Phönix und 1/7 an Hoesch gingen. Die Gesamtmenge seit 1878 betrug 592.445t.
Der Joest`sche Erbstolln stand 1901 unter Wasser, war 1911 durch das Mundloch nicht mehr zu befahren, wohl durch ein Lichtloch mit eisernem Schornstein (Abzugsrohr eines Wetterofens?). Im Zweiten Weltkrieg war das Lichtloch Zugang zu einem Luftschutzraum in einem Teil des offen gebliebenen Stollens, der nach 1948 verfüllt wurde.
Wie im Ersten Weltkrieg waren auch während des Zweiten Weltkrieges der Zeche als Ersatz für zum Kriegsdienst eingezogene Belegschaftsmitglieder Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter zugewiesen worden. Mit ihnen sollte die kriegswichtige Kohlenförderung aufrecht erhalten werden. Nachdem die Alliierten im März 1945 den Rhein überschritten hatten, erteilte Hitler den Befehl der „verbrannten Erde“. Gauleiter Hoffmann gab dem Dortmunder Polizeipräsidenten den Auftrag, alle Ausländer – in Dortmund gab es rd. 30.000 – unschädlich zu machen, indem sie in die Schächte Adolf von Hansemann und Gottessegen zu verbringen und durch Abstellen der Pumpen zu ersäufen seien. Dr. Haack (GBAG) für Adolf von Hansemann, die Betriebsführung von Gottessegen und Polizeiführer verhinderten das Verbrechen mit falschen Angaben zu den Schächten.
Im Zweiten Weltkrieg fielen 26 Bergleute von Gottessegen. Da die Zeche unzerstört war, konnte die Förderung nach Rückkehr der eigenen Belegschaft und mit Neubergleuten bald wieder aufgenommen werden.
Zum verstärkten Abbau des Westfeldes im Bereich der Blickstraße wurde 1948/1949 ein neuer grenzläufiger (an der Baufeldgrenze liegender) Luftschacht mit einer Teufe von 184m hergestellt. Einem Aufbruch von unter Tage wurde von über Tage entgegen geteuft. Der Schacht kam 1950 in Betrieb. 1954 wurde zusätzlich der alte Schacht Christian von Glückanfang an der Blickstraße für die Bewetterung genutzt. Wegen starker Bergschäden wurde das westliche Baufeld jedoch noch vor der Stilllegung der Zeche verlassen.
Die geologischen Bedingungen waren für Gottessegen verglichen mit den Dortmunder Nordzechen schwierig. Die Schichten verlaufen im Allgemeinen im Ruhrrevier von WSW-nach ONO und weisen im Süden des Feldes Gottessegen die Gottessegener Mulde mit einem stark geneigten Südflügel und einen mäßig geneigten Nord-flügel auf. Die Mulde wird in Streichrichtung der Schichten vom Wechsel von Gottessegen zerschnitten. Nach Norden folgt der Kirchhörder Sattel, der flach zur Wittener Hauptmulde abfällt.
Während im Süden die Magerkohlenschichten anstehen, sind im Norden Esskohlen- und die untersten Fettkohlenschichten aufgeschlossen.
In der Fläche erstreckte sich das Abbaufeld Gottessegen zwischen dem Großholthauser Sprung (Quartus) im Westen, der von NNW nach SSO verläuft, und dem von ihm im Norden abzweigenden NW-SO streichenden Kleinholthauser Sprung. So wurde der Abbau zwischen der westlichen Markscheide am Kruckeler Bach und östlich vom Olpkebach begrenzt. Diese mehrere hundert Meter aufweisenden Hauptverwerfungen wurden von mehreren kleineren begleitet, die den Abbau sehr erschwerten.
Die Magerkohlenflöze und ihre Mächtigkeiten (Dicken) im Bereich der Grubenfelder Gottessegen (Dortmund) und Herbede (Witten) zeigt folgende Aufstellung vom Hangenden zum Liegenden (von den jüngeren zu den ältesten Flözen):
Mächtigkeit in cm heutiger Flözname früherer Flözname
30 Sarnsbank 2 Gottfriedsbank
38 Sarnsbank 1 Gottfriedsbank
57 Sarnsbänksgen Gottfriedsbank
8 Schieferbank 2
42 Schieferbank 1
30 Schieferbänksgen
140 (0,98-1,43) Hauptflöz Josua/Caspar Friedrich
40 Nebenflöz
3 Alte Haase
29 Wasserbank 3
100 (0,5+0,66) Wasserbank 2 Dreckbank
37 (0,73) Wasserbank 1 Kirchhörde und Eisensteinflöz
44 (0,37-0,92) Neuflöz Carlsbank, Alte Geschwister
4 Sandflöz
18 Besserdich
23 Gottessegen
5 Cremer
42 Sengsbank
1 Sengsbänksgen
Nach oben erwähnter Denkschrift gab es 1940 in den Abbaustrecken der Eisensteinflöze noch Pferdeförderung. In den Hauptstrecken überwogen Druckluft-Schlepperhäspel und Akkulokomotiven, auf der 3. Sohle fuhren Fahrdrahtlokomotiven.
Beim Streckenausbau ging man vor dem Zweiten Weltkrieg vom Holzausbau auf Moll-Polygon-Eisenausbau und dann auf starren Bogenausbau mit Stahlprofilen über.
Die Denkschrift beschreibt auch den Untertagebetrieb bis 1940: Die Abbautechnik richtete sich nach dem Einfallen der Flöze. Anfangs wurde in steilen Flözen Stoßbau und schwebender Pfeilerbau an kurzen Gewinnungsstellen, später Schrägbau mit firstenbauartigem Verhieb und in mäßig geneigten und flach gelagerten Flözen Strebbau an längeren Abbaufronten betrieben. Die ausgekohlten Steilbetriebe mussten mit Wasch-, Halden- oder Vortriebsbergen verfüllt werden. Zur Zerkleinerung des Ausbruchsmaterials der Streckenvortriebe wurde auf der 3. Sohle am Schacht 2 eine Bergebrechanlage errichtet. Druckluftgeräte – wie Abbauhämmer und Bohrhämmer erleichterten die Gewinnungs- und Vortriebsarbeit. In den Flachbetrieben kamen Schüttel- und in den Steilbetrieben Winkelrutschen, sowie Stauscheibenförderer zum Einsatz. Der Ausbau in den Gewinnungsbetrieben bestand zuerst allein aus Holz.
Der Ausbau besteht aus nachgiebigen Reibungsstempeln und Gelenkkappen aus Stahl. Nach Auskohlen eines Feldes mit Abbauhämmern, Beladen des Stegkettenförderers (Panzers) mit der gelösten Kohle und deren Abtransport, Rücken des Panzers wird der Ausbau ein Feld vorgesetzt. Bis auf das Rücken des Panzerförderers an den neuen Kohlenstoß war Handarbeit gefordert. Hinter dem Ausbau brachen die hangenden Schichten nach. Der frei gekohlte Raum wurde anders als in der steilen Lagerung nicht mit Bergen verfüllt, man ließ ihn zusammenbrechen (Bruchbau).
Der Kohlenhunger war im Zweiten Weltkrieg unermesslich. Daher erwarben die VEW 1942 von den Rheinischen Stahlwerken das östlich angrenzende, stillgelegte Grubenfeld Admiral. Das mögliche Abbaugebiet reichte nun bis Aplerbeck und Schwerte, weil sich die Zeche Admiral in den 1920er Jahren weit nach Osten ausgedehnt hatte. Zu einem Abbau durch Gottessegen ist es vor allem wegen der 1958 einsetzenden Kohlenkrise nicht mehr gekommen.
Gottessegen förderte 1962 mit 806 Belegschaftsmitgliedern noch 234.415t. Der Vergleich mit Großzechen mit teilweise einer mehr als zehnfachen Jahresförderung deutet auf die Unwirtschaftlichkeit von Gottessegen hin. Die VEW konnte sich Kohlenlieferungen für ihre Großkraftwerke von Großzechen vertraglich günstiger sichern. So kam am 18.4.1963 für Gottessegen und für die Bergleute das Aus.
Als Erinnerung an die Zeche Gottessegen blieben die Speisewasser-Sammelteiche mit einer Informationstafel an der Spissenagelstraße, die Straßennamen Am Isenstein und Argusweg in der Nähe von Argus, ein Beamtenhaus an der Hagener Straße, einige weitere Wohnhäuser und eine Austrittsstelle eisenhaltigen Grubenwassers.
Südlich des Freibades Froschloch und der Großholthauser Straße liegt im nahen Feld ein umzäuntes Klärbecken. Es fängt ockerfarbenes, eisenhaltiges Grubenwasser aus einem 32m langen Schrägaufhauen im Flöz Sonnenschein der Zeche Gottessegen auf, das dem Kirchhörder Bach zugeführt wird.
Abschließend seien noch die Hombrucher Kleinzechen erwähnt, die während der Kohlennot nach dem Zweiten Weltkrieg im alten Grubenfeld von Gottessegen betrieben wurden. Die Verantwortlichen dieser Kleinzechen erhielten als Pächter das Recht, Kohlen des 20 m starken Sicherheitspfeilers unter der Tagesoberfläche und auch aus tieferen Lagen zu gewinnen. Unternehmer waren Einzelpersonen und Gemeinden, um öffentliche Gebäude mit Heizmaterial zu versorgen.
Die Stadt Datteln gewann Kohlen an der Hellerstraße östlich der Hagener Straße. Hier fielen Tagesbrüche.
Östlich der Hagener Straße an der Hellerstraße baute auch die Stadt Herdecke in den Jahren 1951/1952 mit der Kleinzeche Jupp I rd. 5.000t Kohlen im Flöz Dreckbank (Wasserbank 2) ab.
Diese Kleinzeche wurde von 1955-1961 durch Wilhelm Schneider als Wilhelm III, dann bis 1965 vom damals sehr bekannten Wittener Erwin Schmidt als Gute Hoffnung 6 betrieben.
Erwin Schmidt förderte auch auf dem Löttringhauser Hof Frieg an der Heller Straße westlich der Hagener Straße mit der Kleinzeche Gute Hoffnung 3 von 1962-1965 mit etwa zehn Mann Kohlen aus dem Esskohlenflöz Finefrau.
Die Stadt Herdecke ließ in der Großholthauser Mark westlich der Blickstraße auf der Zeche Ferdinand/Glückliche Zukunft von 1947-1950 mit bis zu 13 Bergleuten Kohlen abbauen. 1990 brach das leicht schräg nach Nordwesten führende ehemalige Förderabhauen ein, was einem Reitpferd das Leben kostete.
Von 1948 bis 1953 pachtete die Stadt Dortmund im Stadtforst der Bittermark an der Olpketalstraße von der Zeche Gottessegen ein kleines Grubenfeld, um im Tagessicherheitspfeiler von rd. 20m Dicke im steil gelagerten Flöz Neuflöz Kohlen abbauen zu lassen. Betreiber dieser Kleinzeche Olpketal bzw. Stadt Dortmund war der Berghofener Sommrey. Die Zeche lieferte vor allem Kohlen für die Städtischen Krankenanstalten, zuletzt für Zementwerke. 1952 wurde mit 14 Mann die höchste Jahresförderung von 3.052t erbracht.
Das zu Tage ausstreichende Flöz Carlsbank (heute Neuflöz) ist von einer Werksandsteinschicht begleitet, Ziel der Bauern Dahm, Trux und Hellmann. Sie gewannen das Flöz in Löttringhausen und in der Bittermark bereits 1825, 1834 und 1844 im Tagebau mit, mussten aber der Gewerkschaft Carlsbank Zahlungen einschließlich der Abgaben ans Bergamt und die Knappschaft leisten. Auch in der Hacheneyer Mark – heute Stadtforst Bittermark genannt – wurden die die Werksandsteinbänke begleitenden Flöze, wie Besserdich, Neuflöz und Schieferbank mitgewonnen, Halden zeugen noch davon.