Baroper Walzwerk
Mit Aufkommen der Dampfkraft zu Anfang des 19. Jahrhunderts begann in Deutschland die industrielle Revolution. Die Eisenbahn löste in wenigen Jahrzehnten die Pferdetreiber, Fuhrwerke und Ruhrkähne beim Massentransport ab. Der Industriepionier Friedrich Harkort hatte bereits 1827 Land im Hombrucher Domänenwald erworben, um hier Kohlen- und Eisenstein-Vorkommen sowie die prospektierte Eisenbahnlinie in Barop parallel zum Rüpingsbach für eine neue Produktionsstätte zu nutzen. Seine daher 1834 hier gegründete „Harkorter Eisenhütte“ ging jedoch bereits 1838 in Konkurs, weit bevor die Bergisch-Märkische Bahn 1849 den Betrieb aufnahm. Es folgten andere Unternehmer, die Hombruch zu einem frühen, kleinen Montanzentrum ausbauten.
Wilhelm und Gottlieb Hammacher, Besitzer einer Eisenhütte in Warstein, wollten ihren Betrieb ebenfalls an die jetzt jedoch im Betrieb befindliche Eisenbahn und an die Kohlen- und Erzlagerstätte des Ruhrgebiets verlegen. Sie gründeten 1855 in Barop die Firma „Wilhelm Hammacher sen. Puddel- und Walzwerk“ und erwarben 1858/1859 vom Landwirt Lenhoff ein Grundstück direkt östlich der Bahnlinie, südlich der Zeche Louise Tiefbau. 1862 ging hier das „Hammachersche Etablissement“ in Betrieb. Die von Warstein mitgezogene Belegschaft wurde Grundstock der Hombrucher katholischen Gemeinde (1871 Clemenskirche, 1873 Marien-Hospital).
Im selben Jahr schloss Wilhelm Hammacher mit der benachbarten Zeche Louise Tiefbau einen Liefervertrag über kostenloses Grubenwasser – die Zeche musste es sowieso abpumpen – und der täglichen Lieferung von 50 t Kohlen zu 3,50 Talern je Tonne zur Beheizung von acht, dann zehn Puddel- und zwei bzw. vier Glühöfen ab. Für den 1863 verstorbenen Wilhelm führte Gottlieb Hammacher den Betrieb weiter.
Die Produktion von Walzblechen stieg allmählich an und erreichte im Jahr 1869 mit einer Belegschaft von 270 Mann eine Menge von 7 200 t im Wert von 480 000 Talern. Im selben Jahr erweiterte das Walzwerk das Betriebsgelände nach Süden. Er kaufte dem Bauern Lenhoff vier Hektar Land bis zur Bahnhofstraße (der heutigen Harkortstraße) ab. Wegen der „Gründerkrise“ nach dem gewonnenen Krieg 1870/1871 gegen Frankreich ging der Absatz von Stahlerzeugnissen Mitte der 1870er Jahre stark zurück. Das Walzwerk wurde daher 1881 stillgelegt. Die Stahlzeit mit Puddelöfen hatte in Hombruch damit ihr Ende gefunden. Die brotlos gewordene Belegschaft wanderte zum Teil wieder ab. Die Behörden hatten eine staatlich unterstützte Rückführung in die alte Heimat empfohlen, um die Armenkasse zu entlasten.
Mit verbesserter wirtschaftlicher Lage kaufte der Dortmunder Kaufmann Hermann Kehl 1884 das stillgelegte Werk für 50 000 Taler (150 000 Mark) und gründete die Baroper Walzwerk AG. Er und weitere Personen steuerten 350 000 Mark zum Aktienkapital bei. Das nun reine Walzwerk stellte aus angeliefertem Vormaterial wieder Walzbleche her. Ein wesentlicher Grund für den durchschlagenden Aufschwung des Walzwerks war jedoch 1905 der Bau von Siemens-Martinöfen, die das benötige Vormaterial selbst herstellten. Die neue Ofenhalle reichte ganz nah an die heutige Harkortstraße heran und hatte daher heftige, aber erfolglose Proteste der Bevölkerung hervorgerufen. Die Belegschaft erreichte 1908 einen Stand von 438 Mann. Das nun lukrativere Walzwerk erhöhte die Löhne um 15 % auf 4,38 Mark je Schicht. 1905 ging der Spruch um: „In Barop wird Gold gewalzt“.
1913 wurde das Werksgelände durch Kauf des Zechenplatzes der stillgelegten Zeche Louise bis zur heutigen Firma Riedel um 89 ha erweitert. Während der Ruhrbesetzung 1923 ruhte der Betrieb mehrere Monate. In dieser Zeit kam das Walzwerk an den Stinnes-Konzern, später an die Firma Wolf Netter & Jacobi.
1928 wurde ein Kooperationsvertrag mit Hoesch abgeschlossen mit der Folge, dass die Siemens-Martinöfen stillgelegt und das Vormaterial nun von Hoesch geliefert wurde. Die Stahlzeit hatte in Hombruch nach nahezu hundert Jahren – wenn die Harkorter Eisenhütte mitgerechnet wird – ihr Ende gefunden, in ganz Dortmund war sie rd. 50 Jahre später abgeschlossen.
1938 wurde das nun reine Walzwerk als „Werk Barop“ vom Hoesch-Konzern vollständig übernommen. Wegen der Rüstung und des Zweiten Weltkriegs stieg die Produktion von Walzblechen auf rd. 48 000 t im Jahr an. Den Krieg überstand das Werk ohne größere Schäden und lief im Juni 1945 als erstes Hoeschwerk wieder an. Der Schwarzmarkt mit Blechen zur Abdichtung der in Hombruch durch Kriegseinwirkung abgedeckten Ziegeldächer blühte. Nach teilweiser Modernisierung erzeugten 600 Mann im Jahr 1955 rd. 56 000 t Feinbleche. Wegen fehlenden Vormaterials, das andere voll mechanisierte Walzwerke schluckten, legte Hoesch das zum großen Teil noch auf Handarbeit ausgerichtete Werk Barop Ende 1957 still.
Der große Bedarf an Großrohren für Erdöl-, Erdgas- und Wasserleitungen im In- und Ausland rettete jedoch das Werk. Da Hoesch in Barop leere Hallen zur Verfügung standen, wurden hier seit 1958 mit großem Erfolg Spiralrohre geschweißt. Allerdings musste der größere Teil der Belegschaft zur Hoesch-Westfalenhütte umsiedeln. Grund der endgültigen Stilllegung 1989 war der Verkauf des Werks an den Mannesmannkonzern, der im großen Umfang selbst Großrohre herstellte. Das nun brach liegende Werk wurde nach und nach abgerissen und das Betriebsgelände anderen Zwecken zugeführt.